Skulpturen-Festival am Kemnader See

Der Sandmann ist da

 

WAZ 18.06.2008, Michael Brandhoff

Heute beginnt das 2. Sandfestival Ruhr am Kemnader Stausee. Der Berliner Ulrich Baentsch ist der einzige Deutsche, der an der World Championship teilnimmt.

Es ist so etwas wie der größte Sandkasten weit und breit. Man darf das nur nicht zu wörtlich nehmen. Wenn jetzt Klein-Kevin mit seinem Schüppchen kommen und alles kaputt hauen würde, wäre nicht nur das schöne Festival gefährdet, es würden sogar Weltmeisterträume platzen. Denn: Das Sandfestival Ruhr neben dem Freizeitzentrum Kemnade, direkt am Kemnader See gelegen, hat sich bei seiner zweiten Auflage zum weltmeisterlichen Wettbewerb entwickelt.

Was hier bis zum 10. August gezeigt wird, ist kein Kinderspiel, weshalb Wilfried Perner, Geschäftsführer der Freizeitzentrum Kemnade GmbH, auch kribbelig wird, wenn er Sätze wie diesen hören muss: "Na, habt ihr wieder eure Sandburgen aufgebaut?" "Ich denke", sagt Perner, "dass jedem Besucher sofort klar wird, dass es sich hierbei um Kunst auf hohem Niveau handelt." Das sei auch mit Blick auf die Kulturhauptstadt sehr wichtig.Einer von zehn Kandidaten, die in diesem Jahr für den Titel und die 8000 Euro Siegprämie für Platz eins in Frage kommen, ist Ulrich Baentsch. Der 39-jährige Berliner ist der einzige deutsche Teilnehmer in einem Feld, das mit internationalen Sandkünstlern besetzt ist. Seit dem Wochenende arbeitet er an seinem Werk, zwei nicht gerade schlanken Männern, die sich herzlich umarmen.

Von morgens bis abends hat Ulrich Baentsch in diesen Tagen Sand in den Schuhen, aber noch viel mehr Sand hat er unter sich, und auf kleinen Schäufelchen und auf Spachteln. Er ist ein Sandmann. Mittendrin steht er und sagt: "Eigentlich beschäftige ich mich als Bildhauer mit Ton, aber seit ich auf einem Sandfestival in Berlin diese Art von Skulpturen gesehen habe, mache ich ab und zu mit." Ein guter Bildhauer bekomme alles hin, ob er nun mit Ton oder mit Sand arbeite. Nun will er seinen ganz eigenen Stil also mit einer knapp vier Meter hohen Sandarbeit zum Ausdruck bringen: "Ich arbeite eher schemenhaft. Für meine Verhältnisse ist dieses hier schon detailliert. Bin gespannt, wie das bei den Besuchern ankommt."

Am 10. August ist die Zeit der schönen Künste abgelaufen. Dann werden die zehn großen Einzelskultpuren, ein gut zehn Meter hohes Gemeinschaftswerk und die kleinen Übungsplastiken platt gemacht. Mit der Vergänglichkeit kommt Ulrich Baentsch ganz gut klar: "So ist das nun mal. Alles bekommt dadurch eine gewisse Leichtigkeit."

Ist also alles ganz entspannt hier, am Kemnader See. Für die Gäste stehen Liegestühle und eine Bar bereit. Auch ein Zelt ist da. Also für die Besucher, falls es regnet. Die Skulpturen können ruhig nass werden.